Die Siedlung war leer geworden.
Mit dem Fürsten und seiner Frau waren so viele Menschen gegangen, die Eletta gern als eine Art Familie betrachtet hatte.Angefangen bei der Fürstin, sie war immer verständnisvoll gewesen. Klug, gerecht und mit einem großen Herzen hatte sie gehandelt. Immer.
Der Fürst hatte ihr zwar hin und wieder das Leben schwer gemacht, allen voran mit den Büchern, die sie fast erschlagen hatten, aber irgendwie war auch er ihr sympathisch geworden.
Er hatte sie, kurz vor seiner Abreise, zu einer Freifrau gemacht. Was genau das zu bedeuten hatte war ihr nicht ganz klar, aber es hatte etwas damit zu tun, dass sie nun das Kontor leiten würde. Außerdem trug sie jetzt offiziell einen Titel.
Eletta lächelte. Ein Titel für die Tochter eines Bauarbeiters. Wer hätte damit gerechnet. Sie ganz sicher nicht. Und eines war ihr wichtig…. Sie würde nur damit unterschreiben, wenn es um Briefe an den Fürsten ging und um offizielle Schreiben. Das Gehöft in der Heimat des Fürsten, das zu ihrem Titel gehörte würden sie sicher eines Tages Besuchen. Sie hoffte es sehr, dann die Kinder des Fürstenpaares zu sehen und die Fürstin und ihren Gatten selber. Im Herzen hoffte sie, dass dieser Tag nicht all zu lang auf sich warten lies. Außerdem hatte der Fürst ihrer Familie das Wappenrecht ausgesprochen. Kelryt würde sich sicher darum kümmern. Er war schließlich ihre Familie und das Oberhaupt. Noch.
Leicht streicht sie über den kleinen Bauch, der mittlerweile zu sehen ist. Sie hoffte, dass es ein Junge werden würde. Kelryt würde sicher ein stolzer Vater sein.
Auch den Baron konnte sie irgendwie – trotz seiner brummigen Art, oder vielleicht grad deswegen – gut leiden. Seine Frau, den Seneschall, hatte sie furchtbar gern gehabt. Doch auch sie waren mit dem Fürsten gegangen.
Dann war da noch Beoard. Eletta musste lachen, als sie an das Gesicht dachte, dass er gemacht hatte, als sie ihn an Kelryts Krankenbett zusammengestaucht hatte.
Mit den wichtigen Leuten, waren auch viele der Gardisten und Haushaltsangehörigen nach Thal gegangen. Sie würde sie wohl nicht mehr wieder sehen. Aber es schmerzte sie weniger. Das einzige was zu hoffen blieb war, dass sie gut ankommen würden.
Natürlich würde sie nun mit Thal schriftlichen Kontakt halten. Eletta hoffte, dass sie immer wieder von den Erfolgen des Kontors würde berichten können. Es lag in ihren Händen. Der Fürst hatte Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Es blieb abzuwarten ob sie seine Erwartungen würde erfüllen können.
Den Angehörigen des Hauses hatte der Fürst freigestellt, aus dem Eid entlassen zu werden. Aber Eletta hatte nicht vor zu gehen. Dies war nun ihr zu Hause geworden. Ihre Eltern waren nicht weit weg und was am Wichtigsten war, Kelryt war geblieben. Er hatte sich an seine Worte erinnert, die er in der Anfangszeit zu ihr gesagt hatte. Er wollte hier leben, sich ein Heim aufbauen und eine Familie gründen. Hier hätte sein neues Leben angefangen und hier würde es irgendwann enden.
So war für Eletta die hin und wieder auftretende Traurigkeit, über den Weggang des Fürstenpaares und des Gefolges, durchaus auszuhalten. Sie wünschte ihnen allen nur das Beste.
Jetzt stand sie vor den Papieren sie sich gestapelt hatten. Einen Stapel hatte sie für den Kontor eingerichtet, einen für die Personalien des Kontors. Sie müsste dringend mit Mienath noch ein paar Angestellte finden. Der dritte Stapel war im Grunde Kelryts Angelegenheit. Die verbliebenen Gardisten sollten Wachen werden. Kelryt hatte Walrica Gjehrsten vorerst einiges an Befehlsgewalt übertragen, sie was eine der Gartisen, die bereits in Thal unter dem Fürsten gedient hatte. Solange bis sich alle Aufregung und Veränderungen gelegt hatten.
Eletta greift nach dem Kohlestift vor dem Schreibtisch. Eine neue Inventur stand an. Außerdem wollte sie eine Liste für die Wohnhäuser neu anfertigen, wer wohnte wo und welche Häuser würden vorerst leer stehen.
Sie konnte schließlich nicht den ganzen Tag herumstehen und über die Vergangenheit nachdenken, jetzt war es Zeit in die Zukunft zu blicken.
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