Allvela der Geist
Ich bin jung. Ich bin alt. Ich bin Allvela der Geist. Niemand hat mich jemals gesehen. Niemand hat mich jemals gefunden. Ich bin ein Geist. Ich löse mich im eisigen Wind des Nordens. Er ist ein Teil von mir. Wie auch der Nebel zu dem ich mich verbunden fühle. Ich bin ein Geist des Nordens und ich bin auf der Suche. Auf der Suche nach einem Drachen. Auf der Suche nach einer Liebe. Auf der Suche nach Granock meinem Geliebten.
Der Wind trug mich, half mir bei der Suche. Und ich fand ihn. Unweit des Meeres im Westen.
Ich lächelte als ich auf ihn zuging. Niemand würde mich so bemerken… doch… er tat es. Seine Klinge ziehend drehte er sich um und ging sofort einen Schritt zurück. Barbarischer, junger Nordmann. Das Gesicht bis auf die Augen von Kapuze und Tuch verhüllt. In eine dicke Rüstung aus Leder und Fell gepackt. Er betrachtete mich. Meine Kleidung die ebenfalls so wie seine aus Leder und Fell bestand. Mein Gesicht verdeckt.
“Wer bist du?”, zischte er. Ich zog mein langes Schwert und war so verzückt von dem Bevorstehenden, dass ich lächelte. Er ging einen weiteren Schritt zurück. “Sprich!” Doch ich tat es nicht. Ich schnellte nach vorn und mit der Klinge. Einen zielsicheren Hieb auf seinen Hals vorbereitend. Er parierte schnell und… was mich überraschte, kniete sich nach unten. Die Spitze auf meinen Bauch gerichtet. Ich aber trat die Klinge zur Seite und wollte es mit einem schnellen Hieb beenden.
Er rollte sich so schnell zur Seite, dass meine Augen kaum folgen vermochten. Ich konnte seine Konter nur mit allergrößter Mühe abwehren. Das war schon Beweis genug. Ich schlug seine Klinge zur Seite und rammte ihn zu Boden, meine Waffe dabei fallen lassend und auf ihm landend. Ich drückte ihn und seine Schwerthand auf den Boden. Er konnte sich nicht mehr rühren und brüllte mich deshalb an. “WER BEI MEINEN AHNEN BIST DU?!”
Ich nahm den Stoff meines Schales vom Mund. Strich meine Kapuze und die langen schwarzen Haare zurück und lächelte ihn an. Er starrte einfach nur, vermutlich Unglaube von mir besiegt worden zu sein. Dann beuge ich mich zu ihm herunter und flüstere ganz leise. “Ich bin Allvela der Geist und ich bin hier, alleine für dich. Nur für dich. Dein Wille ist für mich Gesetz. Ich beuge mich ganz deinen Wünschen, mein Liebster.” Dann ziehe ich seinen Stoff herunter und küsse ihn auf seine Lippen.
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“Waouh!”, brülle ich laut, als ich aus meinem Traum erwache. Ich sehe mich um. Nein, kein Eis, kein Schnee. Nur die Wärme meines Zeltes. Neben mir liegt meine Allvela. Sie schläft noch vollkommen ruhig. Ich muss lächeln. Dann stehe ich auf, packe mich in meine dicke Kleidung und trete aus dem Zelt. Die Sonne geht gerade auf. Ein eisiger Wind zieht durch mein Gesicht und lege daher den Stoffschal über meinen Mund.
Unser Zelt steht direkt auf der Klippe zum großen Meer. Ich ziehe Luft durch meine verdeckte Nase und beruhige mich. Ich träumte davon wie ich meine Liebe zum ersten Mal gesehen habe. Sie ist so wunderschön wie gefährlich. Sie zuckt nicht einmal mit der Wimper, wenn sie töten muss. Sie ist genau wie ich. Ein unüberwindbarer Berg aus Gewalt und Brutalität. Wir gründen eine Familie. Ich habe sie nie gefragt, warum sie mich gesucht hat, von wem sie von mir weiß oder warum sie mich den Drachen des Nordens nennt. Oder warum sie sagt, dass sie mich liebt. Ich verstehe es nicht.
Und es ist mir egal. Ich höre sie hinter mir aus dem Zelt kommen. Sie ist fast lautlos auf dem Schnee, aber ich bemerke sie. Ich bemerkte sie bis jetzt immer. Ich weiß nicht ob ich sie wittern oder hören kann. Ich bemerke sie immer! Sie stellt sich schweigend neben mich und ich lege meinen Arm um ihren zarten Körper. Ich fühle wie sie anfängt zu lächeln. Ich fühle wie sie mich ansieht, doch meine Augen streifen die Sonne. Dieser Moment des Friedens…
…
In der Ferne hören wir um uns herum Wolfsgeheul. Ich weiß nicht wie viele Rudel es sind, aber es ist fast schon beängstigend. Ich drücke Allvela… meine liebste Allvela fester und brülle als Antwort laut über die Klippen in das Meer.
Dieser Moment des Friedens…
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