Ich gehe langsam aus der Siedlung. Es ist an der Zeit ihn zu bauen.
Ihn zu bauen. Ich habe ihn schon einmal gebaut. Er liegt irgendwo am Grunde des reißenden Flusses. Den letzten Feind den er ausgelöscht hat… es waren so viele. Ich weiß es nicht mehr. Ich muss ihn bauen. Ich brauche starkes Holz. Etwas vergleichbares wie zu Hause. Für ihn und für seine Kinder.
Ich kaufe mir in Bree zwei Bündel Schwarzesche und schleppe sie nach Osten. An den Rand des Moores. Ich brauche eine gerade Fläche. Einen stabilen Untergrund. Ich suche im Fluss einen stabilen, schweren und flachen Stein. Finde einen kurz vor dem Wasserfall ganz oben. Ich schleppe das Holz darauf, lege es ab und fange an den oberen Teil zu trocknen.
Ich fange an zu schnitzen. Ich muss mir Mühe geben. Der dickste Ast liegt auf dem Stein und ich bearbeite ihn wie es das Ritual verlangt mit meinem Messer. Ich benutze das Messer aus Knochen, das mir Sarolan geschenkt hat. Es ist sehr scharf und es läuft gut. Ich musste es diese Nacht schaffen, so will es der Brauch!
Nachdem ich die Hälfte fertig hatte, muss ich ihn ruhen lassen. Mein Freund muss ruhen. Zu Atem kommen. Die Schmerzen ertragen. Um seine Freunde trauern, die ich von ihm trennte. Ich nehme mir das zweite Bündel und beginne seine Kinder zu bauen. Ich habe Material für Zwanzig. Bis dahin ist mein Freund ausgeruht.
Ich schnitze sie gerade. Verleihe ihnen Form. Dann setze ich die Stahlspitzen ein. Ich steche mir zweimal in die Finger und muss lachen, wenn mein Blut die Kinder benetzt. Dann streiche ich die Federn glatt. Ich gebe ihnen eine Aufgabe. Weiße Federn für die Kinder. Damit sie auch laufen lernen!
Ich habe die Kinder nach fünf Stunden fertig. Sie sind lang. Länger als normal. Denn sie sind für ihn bestimmt. Nur für ihn. Alleine für ihn. Kleinere aktzeptiert er nicht. Sie müssen länger sein. Ich lächle als ich mit ihm weiter mache. Ich bringe Verzierungen an, so wie es der Brauch will. Ich teste seine Stärke und breche mir fast den rechten Arm.
Dann ist er fertig… nein. Noch nicht. Ich ziehe eine lange Sehne aus meiner Tasche. Ich habe sie aufbewahrt, selber hergestellt. Sie wird ihm seine Stärke geben. Meinem neuen Freund. Ich stehe und stelle ihn senkrecht auf. Ich lächle, dann binde ich die Sehne oben fest und versuche ihn zu spannen. Es gelingt nicht.
Er ist zu stark. War ich schwach geworden? Zu schwach für ihn? Ich muss den Brauch halten. Ich muss ihm seine Stärke geben, sonst war ich niemand mehr. Dann kann ich mir mein Messer in den Hals rammen. Dann bin ich wertlos.
Ich werde wütend. Ich denke an Sarolan. Nein, das besänftigt mich nur. Ich denke an böse Menschen. Menschen die mich zornig machen, Menschen die mich meine Kontrolle verlieren lassen. Menschen die mit mir spielen und mein Blut erzürnen. Mein Blut kocht. Ich knurre laut, ich kralle mich in das Holz. Ich denke an Charls. Er trennte mich völlig ohne Sinn von meiner Frau. Ich denke an Esandryth. Sie machte meine Frau wütend, sie zerstörte den Frieden den ich empfand. Ich denke an Kelryt. Er und seine arrogante Art. Sie trennen mich von meinem Frieden und doch töte ich sie nicht. Es wäre so einfach… aber nein. Ich töte sie nicht. Ich… töte… sie… nicht. Ich werde sie nicht töten. Ich muss mit ihnen klar kommen. Ich muss meinen Zorn eindämmen und ihn auf andere beschränken.
Ich brülle grausam auf, drücke das Holz nach unten, lege die Sehne darüber und binde sie fest. Die Sehne spannt sich. Mein Freund ist bereit. Ich habe meine Stärke zurück. Ich lege die Kinder zur ihrer Mutter. Ich verschließe sie fest und binde sie an meinen Gürtel, neben den kleineren Köcher. Ich trage nun die Familie bei mir.
Kinder, Mutter, Vater. Lange Pfeile, Langer Köcher, Keriä-Laulu.
Das Ritual ist erfolgreich. Die Schwarzesche komplett verbraucht. Ich blicke zu meinem Freund. Sein bloßer Anblick sorgt für Angst. Er ist mein treuer Freund. Er lässt mich nicht im Stich. Er sorgt für Furcht. Er sorgt für Schmerz. Er sorgt für den Tod.
Ich werde mit ihm niemanden von meinen verhassten Südländern töten. Aber ich muss ja irgendwie die Garde bei meinem Vortrag beeindrucken oder?
Der letzte Gedanke lässt mich lachen und ich springe von dem Stein hinab ins Wasser. Der Morgen graut.
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