“Bree ade”
Kriep hatte sich ein schattiges Plätzchen, das zugleich unauffällig lag, gesucht und wartete nun schon seit mehr als zwei Stunden auf Wedegor der immer etwas später kam aber niemals länger als eine Stunde. Kriep verabscheute Unpünktlichkeit. Aber hier musste etwas nicht stimmen.
Er wartete eine weitere Stunde und begab sich dann auf den Weg zum Gelehrtenarchiv. Unterwegs hörte man überall in Gesprächen nur das eine Thema , das fahrende Volk. Kriep, der trotz der Sommerwärme seinen Kapuzenumhang trug, schnappte hier und da Gerüchte über Anselm den Puppenspieler, Kuno den Schönen und der geheimnisvollen, bezaubernden Frau auf.
Anselm sei ein Gespenst aus alten Zeiten weil er sich so bewegen konnte und leicht wie eine Feder schien, Kuno ein Maiar weil er so schön sei und jede Frau sich zu Füßen legen konnte und die Frau, schön wie eine Elbin, nannten sie Hexe, weil auch sie die Männer als auch die Frauen verführen konnte.
…Ausgemachter Blödsinn, dachte sich Kriep verächtlich. Wenn ihn etwas ärgerte dann das Gerede des Volkes.
Kriep hatte die Eigenart seit an beginn seines Denkens stets zu frieren, ganz gleich welches Wetter war. er trug stets mehrere Schichten von Kleidung und wickelte sich eng in Kapuzenumhänge.
Er lief auf schnellstem Weg zum Gelehrtenarchiv und fragte dort nach Wedegor, doch niemand sah ihn dort. Das war verwunderlich.
Er bahnte sich im Gedränge der Stadt den Weg zum Hurenhaus wo seine Mutter arbeitete. Seine Mutter sah ihn als er das Haus betrat. Wie gewohnt kam sofort der hasserfüllte und eiskalte Blick. Kriep war es gewohnt und sah sie nun genauso kalt an.
Das Haus war so gut wie leer, nur seine Mutter und eine Magd befanden sich darin, seine Mutter saß an dem Ausschank und trank etwas. Die Magd machte mit einem Besen eifrig sauber. Die Luft im Raum erschien ihm anders als gewohnt, frisch und sauber. Er ging zu ihr hin.
„Hallo Mutter“ sagte er „…ist Wedegor schon fort?“
Sie sah ihn an und ein spöttisches Grinsen zog über ihr Gesicht.
„Ja er ist fort. Er ging nach Hause nachdem ich seine Bitte ihn zu heiraten ausschlug.“sie lachte kurz verächtlich auf.
Kriep starrte sie ungläubig an.
„Du hast was getan?“
Nun wurde sie wieder zornig und seiner Überdrüssig.
„Verstehst du es etwa nicht, du kleiner Narr?! Er wollte mich zur Frau, aber ich habe Nein gesagt!“
Krieps Zorn wuchs ins unermessliche. Er schrie sie an:
„Du dummes und schändliches Weib! Er hätte dich genommen und versorgt und du sagst Nein?! Wedegor ist ein guter und ehrbarer Mann und hätte uns zu einer Familie gemacht!“
Seine Mutter sah ihn nun böse lächelnd an.
„Wir haben unseren Platz Kriep, und nichts wird das jemals ändern, ich bin eine Hure und du der Sohn einer. Der Laufbursche eines Quacksalbers, gewöhn dich dran und jetzt geh mir aus den Augen ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen!“
Sie nahm einen tiefen Zug aus einem Krug der weit im Umkreis nach Rum roch. Die Worte machten ihn mundtot.
Er stürmte davon und ließ die Tür laut in den Rahmen fallen. Er beschloss nach Wedegor zu sehen. Sein Haus lag nicht weit entfernt von dem Freudenhaus sodass er rasch eintraf.
Er klopfte vorsichtig an die Tür und rief nach Wedegor. Nichts passierte. Er klopfte erneut und rief wieder nach ihm. Als sich wieder nichts rührte öffnete er vorsichtig die Tür und sah sich um.
Es war stickig und dämmriges Licht im Zimmer und im Kamin glommen noch die letzen Scheite. Ein eigenartiger Geruch erfüllte den Raum, doch er vermochte ihn nicht zu deuten. Vor der Feuerstelle stand ein großer Sessel mit einem kleinen Tisch daneben.
Im Sessel saß jemand. Kriep trat näher heran.
„Wedegor?“ fragte er leise.
Keine Antwort.
Er ging um den Sessel herum und zuckte zurück.
Es war Wedegor mit weit aufgerissenen Augen die Kriep traurig anstarrten. Krieps Blick fiel auf den Tisch auf dem ein kleines leeres Fläschchen stand. Gift, wie er wusste.
Er begann am ganzen Körper zu zittern und um Ihn herum drehte sich alles.
Als was er jemals glaubte zu lieben war fort und nichtig. Er fiel in eine eigenartige Art von Trance und doch schien alles so klar um ihn.
Er straffte sich und ging mit ausdrucksloser Miene durch Bree, er wusste nicht wohin, bis ihn seine Beine aus der Stadt Richtung Süden führten. Dort ließ er sich abseits des Weges nieder und starrte in den Himmel. Eglantine fort, Wedegor tot, seine Mutter voller Hass auf ihn. Niemand mehr da, der ihm etwas bedeutete.
Keine Träne verließ seine Augen.
Etwas in ihm wuchs ins unermessliche…Kälte.
Er begann herzlich zu lächeln, so wie er es bei den jungen Dirnen sah. Und es funktionierte. Sein Gedanken wurden glasklar, er fasste einen Entschluss. Bree den Rücken kehren, nichts hielt ihn.
Doch wohin? Das fahrende Volk.
Langsam erhob er sich immer noch lächelnd und machte sich auf die Suche nach dem Lager der Fahrensleute. Nahe der Apfelfarm vor Bree entdeckte er sie dann etwas abgelegen in einer Baumgruppe an einer hohen Felswand. Die Nacht nahte und ob aus Furcht oder anderweitigem, er umschlich vorerst das Lager und legte sich dann hinter einen Baum und beobachtete die Leute die an einem Feuer saßen. Die Gespanne die wie fahrende Häuser aussahen, waren zu einem kreisförmigen Lager aufgebaut. Die Menschen am Feuer unterhielten sich gesellig.
Für einen winzigen Augenblick traf Kriep ein Blick eines am feuersitzenden Mannes. Der Mann lächelte und auf einmal traf ihn ein gezielter Fausthieb am Nacken der ihn sofort betäubte…
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