“Die Geflohene Magd”
…Wütend, traurig und mit schmerzendem Körper, lief er ziellos durch die Stadt und gab sich dem Selbstmitleid völlig hin. Seine Mutter half ihm nie und ließ ihn stets ihre Kälte fühlen. Er konnte sich nie erklären warum. Immerzu wenn sie schlechte Laune hatte beschimpfte sie ihn und sagte Dinge wie: „Ohne dich wäre alles besser“ oder „Du bist Schuld daran.“ Er verstand nicht warum aber es machte ihn traurig und er glaubte es ihr.
Er kämpte die Tränen der Trauer hinunter, schniefte kurz und wischte sich mit dem Ärmel die Augen. Anders als seine Mutter war Eglantine, die immer nett und liebevoll zu ihm war. Und zu genau der würde er jetzt auch gehen und sich trösten lassen.
Als er den „Schluchtenflechter“ am späten Nachmittag erreichte waren schon einige Gäste beim Essen und Trinken, ein Barde spielte eine flotte Melodie auf der Flöte. Er ging in den Hinterraum und nahm auf einen Stuhl platz.
Da kam auch schon Lisbett in schlechter Stimmung ins Zimmer gepoltert und sagte knapp:
“Willst du helfen? Heute hab ich nichts zutun für dich.“ Und fügte dann hinzu: “Ach ja und wenn du Eglantine suchst die ist fort.“
Er glaubte nicht richtig zu hören und lachte deswegen kurz, sah dann aber die ernste Miene.
„Wie fort?“ fragte er ungläubig und mit bebender Stimme.
„Fortgelaufen das undankbare Ding. Ist zusammen mit ihrem Liebhaber weg und kommt nie wieder. Hat sich in einen edlen Ritter verguckt und weil die Hochzeit nicht erlaubt war sind sie eben gemeinsam geflohen.“
Sie machte sich wieder daran an die Theke zu gehen und fauchte sogleich einen Rüpelhaften Säufer an der einen anzüglichen Witz riss.
Kriep blieb sitzen und starrte mit leerem Blick an die Wand.
Das konnte nicht wahr sein. Ein Ritter, ein Mann von Ehre floh und nahm ihm selbst alles was er liebte fort. Er wusste nicht was größer in ihm war, die Wut oder die Trauer. Er entschied zum ersten Mal in seinem Leben selbst, er entschied sich für Wut und Hass. Er stürmte hinaus und rannte in den Wald. Jetzt liefen die Tränen und er schlug auf einen Baum ein, bis seine Hände blutig aufplatzten und er weinend zusammenbrach. Zu wem sollte er jetzt gehen, wer würde ihn jemals wieder trösten wenn er hinfiel und sich das Knie blutig aufschlug, wer würde ihm Geschichten erzählen…Wer würde ihn lieben?
Eins stand fest, mutige Ritter mit Ehre die nach Ruhm streben, gab es eben doch nur in Geschichten. Er begann all das zu verabscheuen.
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